Kiel - 140 beats per minute, A-Moll, Hundehaufen - sein Publikum gibt ihm auf Zuruf die Anweisungen, Tempo, Tonart, Stichwort, und ist quasi daran beteiligt, wie hier ein Song
entsteht. Aus dem Nichts. Genau so nennt er sein aktuelles Bühnenprogramm: Wie aus dem Nichts ein Song entsteht. Und genau damit hebt sich Zeno, Singer/Songwriter mit Wahlheimat
Schleswig-Holstein, originell und unterhaltsam von der Flut seiner Genrekollegen ab. Im proppenvollen Prinz Willy bot der gebürtige Berliner eine Show, die irgendwo zwischen Improvisation, Konzert
und musiktheoretischen Aha-Erlebnissen changierte und schüttelte kreativ mehrmals Songs aus dem Ärmel.
Zwei Alben hat Zeno veröffentlicht. Beide selbst produziert, das aktuelle,
Schnee, im heimischen Studio auf dem alten Gutshof in der Nähe von Schlesen. Entspannte Lieder sind das,
Momentaufnahmen, Reisen durch Gefühlslandschaften, ruhig fließende Popsongs. Der Sänger, ganz in schwarz, setzt schnell noch den Seeberger auf und stöpselt die halbakustische Gitarre ein. Das
Publikum sitzt endlich, nachdem Café-Betreiber Willy noch weitere Stühle von draußen hereingeholt hat. Schon plätschern die ersten Akkorde von
Ohne dich über uns hinweg. Zeno's kleine Helfer
während des Abends: die kleine Loop-Station, ein WahWah-Gerät und ein paar Beats aus der Dose.
Wie komme ich eigentlich auf meine Ideen? Was inspiriert mich? Der in der Berliner Improvisationstheater-Szene als Musiker und Coach aktive Künstler lässt uns teilhaben an seinem künstlerisches
Tüfteln. Das macht er kurzweilig und im charmanten Plauderton. Er demonstriert uns den schmalen Grat zwischen Kreativität und Plagiat. Zeigt uns an
Ich mag es, wie häufig sich bestimmte
Akkordfolgen auch in anderen, bekannten Songs finden. Und schwupps, hören wir die gleiche G- und C-Dur-Kombination in Zenos Version von Bowies
Helden. Schnell noch ein paar eigene Lieder
gespielt, eine Akustikversion von Soft Cells
Tainted Love, die man auf diese Weise sogar wieder hören mag, noch einmal mit Hilfe des Publikums einen Song improvisiert und schon ist der Abend
vorbei, den uns Zeno so unterhaltsam und kurzweilig geschenkt hat. Und vielleicht hat er sich auch ein ganz neues Genre erschlossen: Impro-Singing/Songwriting. Oder so.