Kiel - Schon wieder so einer. So ein Fall, wo man sich fragt, wo Willy sie eigentlich alle herkriegt, diese Perlen. Musiker, die „alles geben“, obwohl sie ihre
Band gar nicht dabei haben. Auch Roman Wreden, am Pfingstsonnabend vor einem privilegierten Dutzend im Café Prinz Willy am Südfriedhof zu Gast, schafft mit ganz wenig ein Höchstmaß an
Atmosphäre.
Auch er einer der vielen Individualisten, die unter „Singer/Songwriter“ firmieren und ihr ureigenes Universum mit Stimme und Begleitung entfalten. Bis zur peinlichst genau beachteten Nachtruhe um
Zehn, beschenken Roman Wreden und sein Partner „Zura“ das Publikum anderthalb Stunden mit traumverlorenen Miniaturen, die seinen ansonsten sinfonischen, von Streichern plus Klavier begleiteten
Background ahnen lassen und in denen man es halten sollte wie er selbst: Augen schließen und sich wiegen. Nein, nicht auf elegischen Softiewolken, sondern einem als „Folkpop“ bezeichneten Kissen, das
sich als Ruhepol in lauter laut gedachten Gedanken in luftiger Landschaft erweist. Diese sind grüblerisch und dennoch gerade, voll metaphorischer Lyrik und im Uptempo von einer Rasanz, die einem
Roadmovie bestens als Filmmusik stünde.
Roman Wreden, gesegnet mit einem betörend weichen, leicht kehligen Samtbariton, der selbst im Summen viel Kraft für's Crescendo und langen Atem hat, dass es dem Publikum fast selbigen raubt. Und auch
die Spülgeräusche aus der Küche kann man ausblenden, um sich in den Trab von Zuras Djembe-Klang oder in seine behutsam gesetzten Akzente an der E-Gitarre zu versenken, seine Slide-Effekte und die
zart tröpfelnden musikalischen Zäsuren, mit denen er Wredens Rufen beantwortet.
Head in the Clouds heißen die Songs,
Fade in, fade out oder
Willow Tree, Titel der neuen CD. Dass sich darauf Raben in einer märchenhaften Landschaft tummeln, führt ein wenig in die irrige Richtung des Morbiden. Nein, seine romantische, von Country gestreifte
Welt verwebt mystischen Zauber mit weiser Wehmut. Feine Sache.