Kiel - Ein höchst heterogener Singer/Songwriter-Dreier präsentierte sich im Prinz Willy: Kitty Solaris, T.S. Brooks und Azalia Snail gaben sich musikalisch die
Klinke in die Hand und man wollte eintauchen in all diese Lieder, die im voll besetzten Café leider konstant von der Hintergrundkulisse aus ausdauerndem Geplapper gestört wurden.
Die aus Kalifornien stammende Azalia Snail macht den Anfang mit hypnotischen, experimentell-sphärischen Klängen, die sie aus ihrer kleinen Soundmaschine lockt. Perfekt mit diesen Klangwelten
korrespondiert ihre eigenwillige Art zu singen - viel Kopfstimme, viele Wiederholungen. Einsamkeit, Identität, Verortung - die Texte der von literarischen Vorbildern wie Anaïs Nin und Henry Miller
ebenso wie von Vertretern des französischen Surrealismus beeinflussten Künstlerin, die als eine der Pionierinnen des Lo-Fi-Genres gilt, entwerfen eigene kleine Welten und Sehnsuchtsorte. Die Songs
werden wieder und wieder vom lauten Publikum übertönt, so dass Snail sogar einen Song unterbricht und mehr Ruhe fordert. Am Ende gibt es eine tolle entschleunigte und in Soundscapes eingehüllte
Version von
You've Got To Hide Your Love Away von den Beatles.
Applaus, Abgang, Vorhang auf für T.S. Brooks. Der Amerikaner mit Wohnsitz Berlin durfte schon einmal seine Songs im Prinz Willy zu Gehör bringen. Bodenständig sind die, klingen klassisch
amerikanisch. Sanftes Fingerpicking an der Akustik-Gitarre wechselt mit beherztem Akkorde-Schlagen. Seine sonore Stimme kann zart und schüchtern klingen oder drängend, dräuend, verzweifelt. Richtig
toll wird es bei den Uptempo-Nummern, wenn Brooks seine Textzeilen fast stakkatohaft herausrattert, die Saiten druckvoll bearbeitet.
Die Dritte im Bunde, die Berliner Lo-Fi-Queen Kitty Solaris, Singer/Songwriterin mit eigenem kleinem Label, stiefelt sympathisch mit Handtasche und Rotwein auf die Bühne und ordnet erstmal Kabel,
Mikro und sonstiges Bühnenchaos. Aus der Plastiktüte heraus verteilt sie Percussion-Geklöter ins Publikum, denn der „Schlagzeuger hat nicht mehr ins Auto gepasst“. Drei Alben hat Kitty Solaris
veröffentlicht, das aktuelle
My Home Is My Disco im Mai, und ist zum Kritikerliebling avanciert.
Fighter For Diversity,
Kisses Lift Me Up oder
Jesus Died For Your Sins - ihre Songs klingen live eine ordentliche Kelle rauer als auf den Alben. Eindringlich korrespondieren sanfte Songstrukturen und Solaris glasklare Stimme mit krachendem
Saitendreschen und Rebellion. Am Ende das große Finale: Solaris, Brooks und Snail mit einer grandios stümperhaften Version von David Bowies
Heroes. Gerne wieder!