Kiel - Hedonismus ist keine Tugend, aber ein Hauch davon ist im Falle von Frank Ramond Gold wert, denn nun tritt der erfolgreiche Songwriter mit seinen eigenen Texten selbst auf
- und das lohnt sich. Mit seiner fünfköpfigen Formation präsentierte Ramond, der unter anderem für Roger Cicero, Annett Louisan und Ina Müller Texte kreiert, die Lieder seines am 6. November
erscheinenden Debüt-Albums Große Jungs im Prinz Willy.
Zahlreiche Gäste lauschen seinen lakonisch-ironischen Texten, die stets von Alltagssituationen handeln und deren Gültigkeit er mit einem Satz aus den Angeln hebt. So spielt er in
Dämliche
Fragen auf Menschen an, die unsinnige Fragen stellen und von direkten Antworten schockiert sind. Von kleinen Nöten und Sorgen in Partnerschaften, die am Ende für den Mann mit einer Nacht auf dem
Sofa enden, handelt
Direkt auf'm Sofa. Und als Ramond in
Sie wird so sein wie sie davon singt, wie sehr Töchter ihren Müttern im Laufe der Zeit ähnlich werden, sind im
Publikum zustimmende Blickwechsel zwischen Paaren zu bemerken.
Witzig und knackig auf den Punkt gebracht sind alle seine 13 Lieder aus dem Chanson- und Jazzbereich. Der in 1964 Istanbul geborene und in Mexiko aufgewachsene Halbfranzose Ramond vereint in seiner
Musik neben diesen Stilen auch Blues und Pop. Genauso abwechslungsreich sind Tempo und Instrumentierung: Streicher- oder Bläserarrangements untermalen die Songs, werden von schnellen, rhythmischen
Folklore-Elementen abgelöst, um wieder in wunderbare Klarinetten- oder Piano-Passagen überzugehen, wobei sich das Akkordeon wie ein roter Faden durch die Stücke zieht. Ramond und seine Band -
darunter Gitarrist Hardy Kaiser - harmonieren hörbar.
Kleiner Wermutstropfen ist jedoch Ramonds Interaktion mit dem Publikum, denn manchmal lässt sich ein genervter Gesichtsausdruck ausmachen und Erklärungen zu den Songs wirken einstudiert. Das mag an
seiner Nervosität liegen und daran, dass er bisher primär im Hintergrund als Produzent und Songwriter agierte und noch wenig bühnenerprobt ist. Es fehlt ihm noch an Leichtigkeit und Spontaneität,
aber das rüttelt nicht an seinem Witz und Charme. Und wenn er mit süffisantem Grinsen erklärt, dass sein Album
Große Jungs heißt, weil Frauen erwachsen werden, Männer hingegen nur groß, dann
hat er die Lacher des eher reiferen Publikums auf seiner Seite. Seine rauchige, pointierte Stimme und seine mit Sarkasmus und Realitätssinn gewürzten Texte sind es auf jeden Fall wert, dass er selbst
auf die Bühne geht.